Marcel Zalewski: „Sollen wir die Saison schon abschreiben?“

Der Interimscoach spricht über die schwere Mission bei der SV Hö.-Nie. und wie er sie angehen will.

Marcel Zalewski ist nach der Trennung von Trainer Thomas Geist erst einmal als Interimscoach der verantwortliche Mann an der Linie des Landesligisten SV Hönnepel-Niedermörmter. Der 37-jährige Sportwissenschaftler aus Weeze, der als Grundschullehrer arbeitet, ist seit der vergangenen Saison als Co-Trainer beim Schlusslicht, das nach 15 Spieltagen noch ohne Sieg ist, erst zwei Zähler auf dem Konto hat und schon 15 Punkte von einem Nichtabstiegsplatz trennen.

Zalewski, der die Trainer-A-Lizenz hat, kennt Abstiegskampf. In der vergangenen Spielzeit war er neben seinem Job bei der SV Hö.-Nie. in der zweiten Saisonhälfte Coach des Bezirksligisten TSV Weeze, den er beinahe noch ans rettende Ufer geführt hätte. Im Interview spricht er über die schwere sportliche Situation und die Gründe dafür.

Die Lage der SV Hönnepel-Niedermörmter scheint aussichtslos zu sein. Hand aufs Herz – glauben Sie noch an den Klassenerhalt?

Marcel Zalewski Ich bin natürlich realistisch und kein Träumer. Derzeit spricht nicht viel dafür, dass wir den Abstieg aus der Landesliga noch vermeiden können. Und natürlich muss man sich auch schon Gedanken über eine Zukunft in der Bezirksliga machen und sich die Frage stellen, mit welchem Personal man diese Aufgabe angehen würde. Aber sollen wir die Saison deshalb schon jetzt abschreiben? Wir werden, so lange es möglich ist, alles versuchen, den Klassenerhalt zu schaffen. Wir müssen weiter an uns glauben und daran, dass es klappen kann.

Das dürfte bei 15 Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz und nur zwei Zählern auf dem Konto aber nicht leicht fallen.

Zalewski Das stimmt. Aber wir müssen irgendwelche Punkte- und Tabellenstände konsequent ausblenden und, auch wenn das eine oft gebrauchte Floskel ist, nur von Spiel zu Spiel denken. Wir brauchen jetzt ein Erfolgserlebnis. Das wäre schon am vergangenen Sonntag beim 0:1 gegen den VfB Frohnhausen möglich gewesen, wenn wir unsere Chancen besser genutzt hätten. Diese Niederlage hat noch einmal richtig wehgetan.

Wie gehen Sie Ihre schwere Mission an?

Zalewski Ich möchte so viele Einzelgespräche wie möglich mit den Spielern führen und versuchen, die Jungs neu zu motivieren. Als Fußballer muss es doch mein Ziel sein, jedes Spiel, in das ich gehe, zu gewinnen. Und dabei muss es egal sein, ob man abgeschlagener Tabellenletzter ist, im Mittelfeld oder an der Spitze steht. Die Spieler sehen andererseits natürlich die Tabelle. Da kann ich mich schlecht hinstellen und sagen, dass der Klassenerhalt auf jeden Fall zu schaffen ist. Es geht nun darum, dass wir uns punktuell weiter verbessern. Und dann werden wir in einigen Wochen sehen, was noch möglich ist und was nicht.

Was stimmt Sie optimistisch, dass wenigstens die Negativserie schnell beendet werden kann?

Zalewski Dass die Mannschaft will, weiter motiviert ist und sich bislang nicht hängen gelassen hat. Und wenn man die Sache realistisch betrachtet, dann ist das Team auch besser, als es der Punktestand aussagt. Wir hätten einige Zähler mehr auf dem Konto haben können. Doch uns hat in einigen Partien wie am Sonntag gegen Frohnhausen das Spielglück gefehlt. Und es gab Begegnungen, in denen wir sicherlich nicht schlechter waren, der Gegner aber einfach cleverer war.

Was erwarten Sie als Trainer jetzt von der Mannschaft?

Zalewski Ich verlange, dass die Basics wie Einsatz, Laufbereitschaft und Kampfgeist stimmen. Uns hat, wie gesagt, einige Male das Glück gefehlt.Doch Glück muss man sich auch erarbeiten. Ich sehe das wie einen Hürdenlauf in der Leichtathletik. Wir sind bei einigen Hürden gestolpert. Jetzt geht es darum, in einen guten Laufrhythmus zu kommen, um Hürden auch einmal zu nehmen – sprich: Siege zu feiern.

Sind Sie überrascht, dass die Mannschaft bislang so schlecht abgeschnitten hat?

Zalewski Uns war selbstverständlich klar, dass wir vor einer sehr schweren Saison stehen würden. Doch mit dieser Entwicklung habe ich nicht gerechnet. Sie ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass wir enormes Verletzungspech hatten und immer wieder wichtige Spieler ersetzen mussten.

Wie war Ihre Zusammenarbeit mit Thomas Geist?

Zalewski Sie war super. Der Austausch war gut, wir haben sehr eng zusammengearbeitet. Thomas Geist ist ein erfahrener Trainer, von dem ich mir einiges abschauen konnte – ob bei der Ansprache an die Spieler, bei der Taktik oder der Trainingsarbeit. Man lernt nie aus. Deshalb hat mich die Arbeit mit Thomas Geist als Trainer auch weitergebracht.

Joachim Schwenk führte das Gespräch.

Quelle: FuPa

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